Donnerstag, 18. April 2024

Dino Brandão - Self-Inclusion

Foto: Flavio Leone
(Ms) Diese 42 Minuten sind ein ganz großer Genuss. Eine knappe Dreiviertelstunde, die klangtechnisch ganz große Kunst sind. Textlich und geschichtlich auch.
Doch ich brauchte einige Zeit, um in Self-Inclusion, dem ersten Solo-Album von Dino Brandão einzutauchen. Denn nebenbei lässt es sich (meines Erachtens) nur schwer hören. Am besten kapselt man sich dafür ein wenig ab, schallisoliert und entspannt. Dann eröffnet sich nämlich ein ungeahnt spannender und vor allem vielschichtiger Klangraum. Es ist vergleichbar mit den frühen Liedern von Bayuk. Aber noch umtriebiger. Was Brandão alles miteinander mischt und verbindet, ist genial! Ich würde es as Art Pop bezeichnen, da der künstlerische, also der geniale, Moment so oft durchschimmert. Es ist nicht nur Strophe/Refrain/Strophe/Bridge/Refrain und aus. Nein, hier ist Jazz, Bossa Nova, Samba, Alt-J, Damon Albarn, die ganze Welt zu hören.

Ausgangspunkt für die Texte der zehn Lieder ist eine Multiple-Sklerose-Diagnose und ein längerer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Ja, manchmal lassen die tiefsten Tiefen die größte Kunst erschaffen. In dem wahnsinnig breitgefächerten Ansatz, Musikstile miteinander zu kreuzen, nebeneinander zu stellen, zu verbinden, in Eins zu gießen sehe ich den Genie-Moment, der mich an Damon Albarn erinnert. Dass sich in manch Liedern enorm viele Parts abwechseln und gleichzeitig nie ein Durcheinander entwickelt, ist für mich der Alt-J-Moment dieser Scheibe. Das sind ja aber nur meine Assoziationen. Über allem steht seine unverwechselbare Stimme, die zart, hart und so verdammt einprägsam sein kann. Trotz dem durchaus hohen musikalischen Anspruch, hat die Platte einen krassen Ohrwurmfaktor.

Total hängen bleibt zum Beispiel der Rhythmus auf Bouncy Castle. Wenn er dann mit einer etwas erhöhten Stimme in den Refrain geht, bin ich komplett ergriffen! Catchy ist zudem das enorm entspannte Gitarrenspiel Zu hören ist eine Einlieferung in die Klinik. Hui! Keine leichte Kost, textlich. Musikalisch umso mehr! Die Trompete spielt hin und wieder eine brillante Rolle auf den Stücken. Denn sie wird in genau den richtigen Momenten eingesetzt, um Spannung abzubauen und wieder ein wenig Harmonie in die teils verschachtelten Parts zu streuen. Auf Coma geling dies richtig, richtig gut! Coconut hingegen ist nicht unbedingt eines der Lieder, die direkt herausstechen, aber der lässig, tiefe Bass, der sich durch das ganze Lied erstreckt, ist göttlich! Das präsenteste Stück der Platte ist in jedem Fall Progress! Wie viele geile, packende Elemente kann man nur auf ein einzelnes Lied packen? Dino Brandão beantwortet es auf 3:45 Minuten. Das ist eine schier unglaubliche Klangreise und ein Zeugnis von richtig starker, großer Kunst! Hier lohnt es sehr, den Text auf dem Schirm zu haben. Denn auf diesem tanzbaren Track fragt er woher denn unser Wohlstand käme. Die bittere Antwort im Lied: „Colonial love. Nothing to be proud of.“ Da ist einem plötzlich gar nicht mehr nach Tanzen zumute.

Das, was auf diesen 42 Minuten passiert, ist wahnsinnig beeindruckend und spricht mich sehr an. Wem das beim ersten Hören zu wild und sperrig ist, dem rate ich: Hör nochmal rein. Es lohnt sich so sehr. Klanglich und textlich wird man hier reich beschenkt. Self-Inclusion ist ein Album, das ist gar nicht so auf dem Schirm hatte, aber in kurzer Zeit zu einem der Top-Platten diesen Jahres gehört! Große Empfehlung!

19. April - Manufaktur, Schorndorf, DE
20. April - Fri-Son, Fribourg, CH


Dienstag, 16. April 2024

Live in Bremen: Kettcar

Foto: luserlounge
(Ms) Im Vorfeld des neuen Albums (Review kommt verspätet auch bei uns, nur abwarten…) wurde in Bezug auf Kettcar hier und da das Wort ‚Comeback‘ benutzt. Das halte ich für ziemlichen Quatsch. Das Jahr, wo sie wirklich gar nicht spielten, war das Vergangene. Aber seit Veröffentlichung von Ich Vs. Wir haben sie immer wieder Konzerte gespielt, mal mehr, mal weniger. Aber sie waren eigentlich immer da. Zwischendurch kam ja auch die Live-Platte raus und während Corona waren halt alle zu Hause.

Als …Und Das Geht So erschien, haben Kettcar auch schon im Pier 2 in Bremen gespielt. Ob die Zuschauerzahlen von vor gut vier Jahren mit denen am Sonntag vergleichbar sind… leider kann ich mich nicht mehr so gut daran erinnern. Der Oberrang zumindest war nicht geöffnet, aber eineinhalbtausend Musikbegeisterte waren sicherlich vor Ort und haben ein tolles Konzert erlebt.
Oder zwei. Denn als Support der ersten Auftritte hatten die Hamburger Kochkraft Durch KMA mit dabei. Eine sehr gute, weil so gegensätzliche Kombination der beiden Gruppen. Das Quartett prescht mit viel Energie und ordentlich Bass in ihren Liedern nach vorn und lässt die Wände beben. Stets mit dem Herzen auf der richtigen Seite. Praktisch, dass sie kürzlich eine gemeinsame Single mit Team Scheisse herausbrachten, Timo kam für Mein Hund Heißt Wie Du um die Ecke und mit auf die Bühne, sehr gelungene Überraschung! Noch recht weit hinten stehend, konnte ich mich leider gar nicht mal so gut auf den Gig einlassen, aber der Funke sprang teilweise sehr gut über. Electropunk lebt offensichtlich!

Tja, wo soll man nun stehen, wenn man Kettcar zum 33. Mal live sieht? Wieder so weit vorn wie möglich?! Ja, klar! Und wir bekamen den guten Tipp, dass es vorn wesentlich luftiger ist als hinten. Diese seltsame Info haben wir dann erproben wollen und ein sehr gutes Plätzchen rechts von der Bühne ergattert. Auf der Bühne alles wie gewohnt. Vier sehr hohe Mikros, dann die Drums, keine Überraschungen. Dahinter jedoch war ein riesiges Banner zu sehen mit einer erweiterten Version des aktuellen Albumcovers. Im Laufe des Abends wurden immer wieder Videos darauf projiziert. Das hatte eine ungeahnt starke Wirkung! Obwohl ich Kettcar schon so, so oft gesehen habe, und auch Der Tag Wird Kommen oft live erleben konnte, hat dieses Lied dadurch für mich nochmals wesentlich mehr Kraft entwickelt, ging mir nah, trieb mir die Tränen in die Augen.

Kettcar live also. Erst am Neujahrstag sah ich sie in Hamburg und fragte mich, welche Klassiker wohl den neuen Songs weichen würden. Ha! Gar keiner! 48 Stunden, Balu, Landungsbrücken Raus, Ich Danke Der Academy, Im Taxi Weinen, Rettung, alles wurde gespielt. Und die neuen Stücke halt obendrauf, sodass das Konzert gut zwei Stunden ging. Ich glaube, das war eine gute Wahl!
Los ging es mit Auch Für Mich 6. Stunde, der Opener der neuen Platte und aus meiner Sicht einer der ganz starken neuen Songs. Denn eines machte die Band den ganzen Abend über klar. Auch wenn Sie Den Revolver Entsichern nicht gespielt haben, gilt: Von den verbitterten Idioten nicht verbittern lassen. Nie ans Aufgeben denken, immer an das Gute im Menschen appellieren, denn da ist doch so viel, was gemeinsam gepackt werden kann, auch wenn den ganzen Tag über nur üble Nachrichten auf uns einhageln. Vielleicht ist das die gemeine Mission dieser Band, egal wo sie spielt. Komm, wir bilden eine Front, und dann seht zu, was kommt!

Sicherlich war es nicht das beste Konzert, was ich von ihnen sah. Irgendwie fehle mir ein bisschen die Frische und Energie. Vielleicht verlangen die neuen Stücke noch viel Aufmerksamkeit. Insbesondere da sie ja durchaus anders arrangiert und dichter im Text sind (jedoch gab Marcus Wiebusch auch ein paar windige Songwritinggeheimnisse Preis!). All das und noch viel mehr, können Gründe sein. Aber ein wichtiger Punkt wird mir bei Kettcar-Auftritten nie abhanden kommen: Dieses überwältigende Gefühl von Nach-Hause-Kommen. Das anhand von Musik, die schon sehr Jahren bei mir läuft. Von einer Band, die auch mit ihrem neuen Album mein Herz (und mittlerweile immer stärker den Verstand) anspricht. Und es dauert nicht mehr lang, dann folgen Nummer 34 und 35…

Freitag, 12. April 2024

KW 15, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Classic Rock ist eines der langweiligsten Dinge auf der Welt. Auch so 70er/80er-Jahre Hardrock oder Metal wie Black Sabbath oder AC/DC finde ich sterbenslangweilig. Das läuft echt nie über meine Kopfhörer. Doch über ein anderes Medium in unregelmäßigen Abständen. Und dann hat diese Musik sogar einen gewissen Reiz. Das scheint alles ein wenig seltsam zu sein, ist es auch. Das ist der Hintergrund: Selten fahre ich Auto, noch weniger höre ich Radio dabei, aber wenn, dann ist es Radio21, ein Rockradiosender aus Niedersachsen. Ab und zu kommt auch ein richtig guter Klassiker oder auch mal was Neues, aber der Kern sind halt so Rocknummern der ersten Stunde. In meinen Ohren immer noch total öde. Aber beim Autofahren - und es sind meist nur kleine Strecken - untermalt das richtig gut die Atmosphäre. Irgendwas ist dann ja in der Musik, was einen mitwippen lässt. Dann tatsächlich auch mal zu Nirvana oder Volbeat. Die Autofahrt oder das Autofahren an sich macht Musik, die sonst bei mir mit einem roten Tuch belegt ist, zu einer hör- und beinahe gutfindbaren Nummer. Das ist wirklich verrückt. Musikradar Auto. Es scheint ein Eigenleben zu führen und irgendwie gefällt mir das.

Dota & Gisbert zu Knyphausen

(Ms) Wann ist Musik ergreifend? Wann lässt sie uns für ein paar Momente innehalten? Nachdenken, schwelgen, träumen? Einer von vielen Punkten kann Wärme sein. Weiche, warme, wohlig klingende Töne, die das Herz ansprechen und durch den Körper strömen. Dota ist eine der Künstlerinnen, der das scheinbar ganz leicht von der Hand geht. So wie sie singt und ihre Lieder arrangiert, da ist ganz viel Herz und Wärme dabei. Wenn sie dann noch mit Gisbert zu Knyphausen singt, muss ich innehalten. Weil es so warm und schön ist. Sie singen zusammen Wenn Einer Fortgeht, eins der vielen Kaléko-Gedichte, die sie vertont. Wenn sie zusammen Mhhmmm summen, wie schön ihre Gitarre klingt, wie weich das Keyboard, wie ergreifend die tollen Zeilen. Letztes Jahr sah ich sie zum ersten Mal live und war ganz begeistert, so begeistert, dass ich Ende des Monats wieder hingehe. Sie spiel unzählige Konzerte dieses Jahr, das sollte in allen Kalendern stehen!


Alin Coen & Max Prosa
(Ms) Und noch ein Duett! Vergiss Mich Nicht In Fremden Städten (allein dieser Titel schon, wow!) geht gerade mal ein wenig länger als zwei Minuten. Und darin steckt so viel Kraft und noch viel mehr Schmerz. Ohje! Kein Anflug von Kitsch. Stattdessen eine wundervolle lyrische Darbietung übers nicht-vergessen-werden-wollen. Tatsächlich habe ich noch nie bewusst ein Lied von Max Prosa gehört, aber seine Stimme gefällt mir direkt sehr gut. Dazu das Zarte von Alin Coen, was für eine Kombination. Wenn dann so eine Trennungsgeschichte zusammen gesungen wird, entfacht der Text noch mehr Strahlkraft und der Inhalt kommt wirklich schön zur Geltung. Selbst wenn eine große Liebe schlimm zu Ende ging, dem Anderen aufrichtig von Herzen nur das Beste zu wünschen und zu hoffen, dass ein klein wenig von einem vergangenen Wir da bleibt. Darum gehts. Bitter und hart. Aber auch wunderschön. Das zeigen die beiden in diesem tollen Stück! Zu finden ist er auf dem neuen Album Dein Haus.


Kabinett
(Ms) Synthies-Dance-Musik ist eigentlich gar nicht so sehr mein Ding. Doch eine große Band hat lange daran gearbeitet, dass das anders aussieht. Die Editors haben über so viele Jahre und Alben immer mehr elektronische Effekte mit in ihre Musik aufgenommen, dass dieser Klang heute dominant ist. Das ist ein derart schleichender Prozess gewesen, kaum aufgefallen, aber aufgegangen. Kabinett aus Mannheim spielen direkt einen Indierock, der wesentliche elektronische Elemente aufweist und dadurch getragen wird. Durch die guten Erfahrungen aus UK geht dieser Sound sehr gut ins Ohr und vielleicht muss ich mich doch als Fan von Synthies-Dance-Musik outen. Wenn in der Basis die Gitarren nach vorn gehen und die Synthies dann noch einen drauf setzen, kann eine Energie entstehen, die wirklich viel Spaß macht. Ende März hat die Band ihre neue EP Blackout veröffentlicht, die laut und leise kann und vor allem sehr, sehr rund klingt. Und dann noch diese Stimme… wow! Bald spielen sie hier:

30. April - Bottrop, OT Eigen
01. Mai - Köln, Stereo Wonderland
02. Mai - Hannover, LUX
03. Mai - Hamburg, Hebebühne
04. Mai - Berlin, Privatclub
16. Mai - Frankfurt, Ponyhof
18. Mai - Heidelberg, Halle02


UTO
(Ms) Dass ein Genre zu einem geographischem Areal passt, ist eine sehr wacklige Behauptung und ich stelle sie hier immer wieder auf, wende sie, kippe sie um, halte sie aufrecht. Es ist eine sinnlose Debatte, aber sie kommt halt immer wieder. So wie diese hier: Frankreich und elektronische Musik. Was hat es damit auf sich?! Klar, 67 Millionen Menschen machen auch andere Musik, aber die Elektronische schwappt immer wieder richtig weit über. C2C, Justice, Daft Punk, Phoenix. Und jetzt eventuell UTO? Alles deutet darauf hin, heute erscheint das neue Album des Duos: When All You Want To Do Is Be The Fire Part Of Fire. So weit, so leicht abzuspeichern. Wenn dieses Album läuft, kommen einem die genannten Künstler nicht direkt in den Sinn, dafür hat ihre Musik eine viel zu eigene Handschrift. Ab und zu ist mal eine akustische Gitarre zu hören, doch die tanzbare Elektronik hat hier Überhand und sie nimmt mich voll mit auf ihrem Trip! Selten war es leichter, auf frischen Beats zu schweben!


Pöbel MC
(Ms) Vor zwei, drei Jahren habe ich richtig viel Rap gehört. Insbesondere Waving The Guns und Pöbel MC - auch gerne zusammen - liefen da hoch und runter. Warum, Sprechgesang momentan so gar nicht bei mir läuft, weiß ich nicht. Ist aber so. Hat sich da was getan? Werden Beats nun anders gemacht? Schon bei den letzten Tracks von Juse Ju fiel mir auf, dass es wesentlich elektronischer geworden ist. Auch Pöbel MCs neue Single Heliaktion hat einen schweren elektronischen Beat. Ich finde das gar nicht mal so geil. Irgendwie verströmt das so eine Dorfpartyatmosphäre. Aber das ist nur meine Lesart.
Ein paar Mal sah ich Pöbel MC live und war tief beeindruckt. So eine hohe Textdichte, so vertrackte Verse, so komplexe Wortstrukturen. Wie kann man sich das alles nur merken? Sehr stark, gefällt mir immer noch. Und wenn er im Herbst auf Tour geht, empfehle ich es sehr gern weiter, auch wenn mich die neue Single null kickt. Denn live ist Pöbel MC ein Naturphänomen! Ehrlich!

08.11.2024 Hamburg - Grünspan
09.11.2024 Hannover - Kulturzentrum Faust
21.11.2024 Köln - Stollwerck
22.11.2024 Freiburg - ArTik
23.11.2024 Bern (CH) - Reitschule
28.11.2024 Graz (AT) - p.p.c.
29.11.2024 Wien (AT) - Flex
30.11.2024 Linz (AT) - Posthof
05.12.2024 Jena - Kassablanca
06.12.2024 Dresden - Tante Ju
07.12.2024 Cottbus - Gladhouse
12.12.2024 Nürnberg - Z-Bau
13.12.2024 München - Strom
14.12.2024 Stuttgart - Im Wizemann
27.12.2024 Frankfurt am Main - Zoom
28.12.2024 Münster - Skaters Palace
24.01.2025 Rostock - M.A.U. Club
25.01.2025 Berlin - Huxleys neue Welt


Pascow
(Ms) Allzu oft sind sie nicht auf Tour, aber es ist immer wieder möglich, sie zu sehen. Man muss nur ein bisschen Glück haben, dass Zeit und Ort passen. Im Februar sollten Pascow in Kiel spielen und ich war Feuer und Flamme. Unterkunft und Bahnfahrt standen. Ich sah sie schon mal in der Pumpe und die Vorfreude war immens. Dann die Enttäuschung: aus guten gesundheitlichen Gründen mussten einige Termine abgesagt werden. Der Nachholtermin für mich nicht möglich. Mist.
Aber, nur Geduld haben. Sie zahlt sich aus. Dieser Tage war es dann mal wieder soweit. Nicht nur, dass sie im Januar in Dortmund spielen (endlich mal wieder ins tolle FZW), nein, sie spielen auch beim Geburtstag ihres Labels Rookie Records im Hamburger Knust im Oktober. Zwei Termine, die im Kalender stehen. Die Vorfreude steigt jetzt schon, obwohl es noch einige Zeit hin ist. Die Male, die ich die Band live gesehen haben, waren so immens, so mächtig, so dicht, so kraftvoll, so ohne Vergleich, dass ich nicht müde werde, meine Begeisterung hier in die Tasten zu hauen, weil sie brennt! Pascow live - seitdem ich die Band für mich entdeckt habe, das Erstrebenswerteste im Punkrockfeld!

Festivals:
26.04.2024 Hagen a.T.W. - Stockrock Festival
06.06.2024 - 08.06.2024 Merkers - Rock am Berg
08.06.2024 Nordenham - Fonsstock
06.07.2024 Hünxe - Ruhrpott Rodeo
19.07.2024 - 20.07.2024 Selters - Seepogo

"Sieben" - Tour 2024
05.06.2024 Wolfsburg - Hallenbad
06.06.2024 Kiel - Die Pumpe
04.07.2024 Chemnitz - AJZ Talschock
05.07.2024 Nürnberg - Z-Bau
15.10.2024 Regensburg - Alte Mälzerei
16.10.2024 AT-Wien - WUK
17.10.2024 AT-Linz - Stadtwerkstatt
18.10.2024 CH-Aarau - Kiff
24.10.2024 Berlin - Festsaal Kreuzberg
25.10.2024 Hamburg - Knust (Rookie-Fest)
26.10.2024 Trier - Europahalle
17.01.2025 Dortmund - FZW
18.01.2025 Rostock - M.A.U. Club


Kiasmos
(Ms) Dieser Rausch, er ist wunderschön. Zeit und Raum spielen gar keine Rolle mehr. Sogar das Setting kann vernachlässigt werden. Sei es der entspannte Blick in den grünen Garten oder eine wuselige Alltagssituation. Wenn die Musik von Kiasmos erklingt, dann tritt das alles in den Hintergrund und der Genuss übernimmt die Kontrolle. Ich gebe sie dafür sehr gerne ab. Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen haben nach sieben Jahre Veröffentlichungsstille eine 3-Track-EP Flown veröffentlicht und verzaubern sofort die Ohren und den Geist. Es ist tief beeindruckend, welch immense Wirkung diese ruhige Musik hat. Sowohl der elektronische Drang nach vorn als auch die leisen Klaviertakte strahlen vor Energie. Energie, die Räume öffnet, die der Kunst vorenthalten sind. Einen anderen Kanal für diese Art des Staunens ist zumindest mir unbekannt. Gern lasse ich es zu, wenn das Titelstück, Told und Dazed um mich herumschwirren. Dann schaltet sich alles andere ab und es gibt nur noch diesen Moment, diesen wunderbaren, zauberhaften Rausch. Wow! 


Freitag, 5. April 2024

KW 14, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(ms) Besser nochmal drüber nachdenken. Dachte ich mir gestern. Das kam so: Morgens las ich nur die Überschrift, dass 200 Musizierende einen Offenen Brief unterzeichneten, in dem sie vor KI-Nutzung ihrer Musik warnten. So im Halbschlaf dachte ich: Was ist schon groß daran? Ihr verdient doch eh genug mit eurem Glitzerpop. Sollen die Programme doch mit Eurer Musik gefüttert werden.
Später kam dann die Einsicht: Ja, die Kritik ist so berechtigt und die Gefahr immens. Denn es geht um viel mehr als dass ein Programm beispielsweise Musik von R.E.M. erzeugen oder die Stimme John Lennons bis zur Ununterscheidbarkeit imitieren kann. Das ist auch schlimm, ja. Es geht um das, was das Programm nicht hat: Herz! Musik ist Leidenschaft und Geist und Kunst und Arbeit. Kein Mausklick. Es ist Scheitern und Zusammensein. Und noch viel wichtiger: KI geht nicht auf Tour. Die Arbeit von Programm X kann ich live nicht bestaunen und mich dann in den Bann ziehen lassen. Und Programm X kann es auch nicht fühlen, wie es ist, die eigenen Lieder, an denen mitunter jahrelang gefeilt wurde, voller Herzblut und Liebe live zu performen. Daher ist ganz doll zu hoffen, dass der emotionale und geniale Wert von Musik auch von den Firmen anerkannt wird, die im Besitz dieser Programme sind. So romantisch darf man sein.

Kafka Band 
(Ms) Klar, wenn man so um die Zwanzig ist, dann ist Kafka irgendwie dabei. Erst Der Prozess, dann die ganzen anderen nicht vollendeten Schriften. Klar, zum Einen sind es Klassiker, aber die sind auch noch richtig gut. Es gib Klassiker, die wesentlich weniger knallen! Klar, es ist jetzt nicht so unglaublich genial, wenn man einen vorhandenen Text zur eigenen Musik spricht. Aber das muss man erstmal machen und dann muss es erstmal so gut, so rund, so ansprechend und so mäandernd klingen wie bei Kafka Band. Kopf der Band ist Jaroslav Rudiš, selbst tschechischer Schriftsteller. Hier gibt sich ganz viel literarische Kunst die Klinge in die Hand. Dass sie beispielsweise bei der Single Türhüter deutsch gesprochenen Text mit einem tschechischen Refrain mischen, finde ich sehr, sehr spannend. Derartiges kam mir noch nicht zu Ohren, richtig toll! Die Band spielt ihr Album Der Process bald hierzulande und ich kann mir vorstellen, dass es richtig gut wird!

15.05. Fellbach
02.06. Wien - Porgy and Bess
03.06. Salzburg
06.06. Bremen - Kleines Haus (Theater)
07.06. Cottbus - Festival
01.11. Zittau - Mandau Jazz Festival
02.11. Schwabach - Festival "LesArt"


Ischia
(Ms) Dass es einen bestimmten Sound zu einem geographischen Areal geben könnte, ist ja immer eine ziemlich heikle These. Und Österreich dann direkt als Ganzes zu nehmen, kann ja nur zum Scheitern verurteilen. Aber… Es ist mir dennoch passiert: Als ich Sleep von Ischia zum ersten Mal hörte, musste ich nach nur wenigen Takten direkt an Naked Lunch denken. Das löst sich im Laufe des Tracks alles ein wenig auf, aber dieser erste Gedanke hat mich ein wenig erschreckt. Ischia spielen wesentlich weniger dramatische Musik als ihre Kollegen. Es ist auch kein Weltschmerz zu spüren, sondern eher ein lässiges Treibenlassen im Sound. Der wiederum ganz spannend ist mit folgender Hintergrundinformation: Die Hälfte der Band spielt auch bei Endless Wellness. Da geht gerade also eine ganze Menge in Wien - ich mags! Mehr von dieser schwelgerischen Musik gibt es dann im beginnenden Herbst, denn dann erscheint ihr Album Leave Me To The Future (13.09). Das wird gut!


Nodfeld
(Ms) Bekannte Situation: Nachmittags oder am frühen Abend nach Hause kommen und erstmal runterfahren. Das Gewusel des Tages hinter sich lassen, eventuell einen Kaffee trinken, schauen, was es daheim noch zu erledigen gibt. Oft will ich dabei gar keine Musik hören. Insbesondere Wildes oder Wildes mit Text stresst mich dann zu sehr. Instrumentale Stücke sind da schon viel besser, der Fokus liegt ganz woanders, rein auf dem Klang. Und ich kann mir viel einfacher meine eigene Geschichte dazu denken. Das neue Stück von Nodfeld heißt Renn!, ja mit Ausrufezeichen! Klar, der Titel und das Stück passen schon sehr gut zusammen, insbesondere die Pausen oder das Luftholen finde ich toll umgesetzt. Aber es geht auch anders: Das Auf und Ab eines Tages, die Verarbeitung eines Traumes, vielleicht sogar ein raffiniertes Abendessen. Bei diesen ungeheuer sanften Klavierklängen scheint es keine Grenzen zu geben. Das ist Kunst!


Me And My Two Horses
(Ms) Eine der größten Geschenke, wenn man länger eine Künstlerin hört, ist, die Entwicklung ganz aktiv zu beobachten. Sie mitzuerleben. Bekannte Muster kennen und Neues darin einordnen. Ein klanglicher roter Faden. Der ist in meinen Ohren ganz viel wert, das macht das Bild einer Musikerin sehr rund. Neues ist irgendwie erwartbar, hat aber auch einen großen Spielraum. Eine Welt, in die der Klang vordringen kann. So ist es aktuell mit Me And My Two Horses. Es gab eine längere Pause bei diesem Projekt. Vorher hat mich insbesondere das Album No Man‘s Land ganz stark begeistert. Nun gibt es ein neues Stück, es heißt Glimpse Of Time und ist weniger gewaltig als der vorherige Sound. Aber in der Dramatik von Stimme, Klavier und den sehr gut eingesetzten Synthies steckt die gleiche Energie, als wenn die Apokalypse hereinbringt. Zart erklingt dieses Lied, wunderschön zugleich. Doch der Schein trügt auch ein wenig, wenn es darum geht, was die Sängerin hier alles verweigert. Das sind knapp vier Minuten voller Klasse, Schönheit, Können, Staunen. Wow!

Donnerstag, 4. April 2024

Sebastian Krumbiegel - Meine Stimme

(Ms) „Regen, Regen / Alle pflegen / Sich darüber / Aufzuregen / Regen, lass mich / Überlegen / Bin ich dafür / Oder bin ich dagegen.“
Diese Zeilen vom 2003er Album Monarchy In Germany ist das Erste, woran ich denken muss, wenn ich an Die Prinzen denke. Irgendwie pfiffig und unterhaltsam und vor gut zwanzig Jahren haben sich diese Worte anscheinend richtig doll in meine Hirnwindungen eingebrannt. Eine wesentlich größere Verbindung zu dieser Band bestand für mich aber nie. Aber an ihnen ging auch (zumindest eine zeitlang) kein Weg dran vorbei. Dafür waren sie zu präsent und auch zurecht erfolgreich. Dann erinnere ich mich noch daran, dass der Pastor aus meiner Heimatkirche in Lemgo die Gruppe mal in sein Gotteshaus eingeladen hat und der Andrang auf die Karten in der Kleinstadt sehr groß war. Die Leute wollten Sebastian Krumbiegel und Co sehen. Ich kann es gut verstehen.
Das ist der eine große Part im Leben des Gesichts dieser Band: Unterhaltung. Die Prinzen waren und sind große Entertainer, die für angenehme Kurzweil und gewissermaßen für generationenübergreifende Musik stehen.
Was Sebastian Krumbiegel jedoch noch viel mehr zu erzählen hat, war mir gar nicht klar, bis ich sein Buch Meine Stimme - Zwischen Haltung Und Unterhaltung las. Es erschien kürzlich im Ventil-Verlag und lässt sich angenehm schnell und gut lesen. Krumbiegel hat hier keine Autobiographie hingelegt und zugegeben auch keine literarische Meisterleistung (das wollte er auch gar nicht). Jedoch ist er eine Person des Öffentlichen Lebens und hat damit automatisch viel Reichweite. Und die nutzt er ziemlich gut, was mir gar nicht bekannt war. 
Die Episoden, über die er schreibt, sind schon chronologisch sortiert, da es so einfach am meisten Sinn ergibt. Allzu viel soll diese Rezension natürlich nicht vorweg nehmen, aber ich war überrascht, was er alles zu erzählen hat. Über die schöne, aber auch harte Zeit als Thomanerschüler. Über die Zeit als Punk in der DDR. Darüber wie es ist, zusammengeschlagen zu werden. Und insbesondere darüber, was es bedeutet, in der Öffentlichkeit für seine Haltung einzustehen. Denn genau das tut er seit vielen Jahren. Man kann Die Prinzen toll oder doof finden, dass Krumbiegel sich aber seit so vielen Jahren gegen alle Formen von Rechtsextremismus engagiert und viel auf die Beine stellt, um das auch möglichst laut zu tun, gebührt großer Anerkennung. Und er hört nicht damit auf. 
Durch die Lektüre ist mein jugendlicher Hang zu seiner Musik nicht wieder auferlebt. Aber ich fand es sehr spannend, zu lesen, was er alles zu berichten hat. Denn Sebastian Krumbiegel steht für das, was er sagt und er gibt viel, damit der ganze braune Dreck möglichst klein bleibt. Diese Geschichten sind es wert, gelesen zu werden, denn er ist ein tolles Beispiel dafür, was es heißt, aufrecht durchs Leben zu gehen. Seien wir alle ein wenig mehr Krumbiegel!

Dienstag, 2. April 2024

Khruangbin - A La Sala

Foto: David Black
(Ms) Jetzt ist der Besitz, Anbau und Konsum von Gras legal. Eine richtig gute Entwicklung meines Erachtens. Zwar konsumiere ich das nicht, aber der Rausch von THC tut ja keinem weh. Viel mehr versetzt er einen in einen super entspannten Zustand, alles wird locker, lustig und schweben fällt ganz leicht. Dann öffnen sich auch ein paar Kanäle, um tiefer fallen zu können. Das finde ich gut. Brauchen tue ich das nicht umzu entspannen, aber gut, dass das nicht mehr illegal ist.

Seit einiger Zeit bin ich davon überzeugt, dass es auch Rauschzustände gibt, die von Musik erzeugt werden kann, um sich komplett in ihr zu verlieren. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Ob das elektronische Tanzmusik ist, zu der man sich stundenlang auf der Tanzfläche austoben kann, Neoklassik, die zum Innehalten einlädt oder wilde Psychedelik, die in Ekstase münden kann. Doch diese Kifferentspanntheit gibt es auch fern von Reggae oder so. Das spielen nämlich Khruangbin aus Houston. Am 5. April erscheint ihr neues Album A La Sala und es ist eine großartige Platte.

Die Einsicht, dass dieses Album so großartig ist, brauchte in mir recht lange Zeit, um sich zu entwickeln. Denn beim ersten und zweiten Hören fand ich die Musik wahnsinnig langweilig. Im besten Fall hätte ich es als lässige Hintergrundmusik abgetan, mehr aber auch nicht. Der Fakt, dass ich das Album dennoch wieder und wieder gehört habe, zeugt ja aber davon, dass da doch was ist. Da steckt etwas in den Klängen des Trios, das mich ziemlich anknipst: Es ist eine leise, sanfte aber ungeheuer kraftvolle Spielart der Psychdelik, die total zurückgelehnt ist und mit wenig Gesang auskommt. Wie eine Massage am Lagerfeuer entfacht sich die loslassende Wirkung dieser Klänge. Umwerfend!

40 Minuten Träumen beginnen auf Fifteen Fifty-Three mit ganz sanften Bassklängen von Laura Lee Ochoa. Dazu gesellen sich gezupfte Gitarrentöne von Mark Marko Speer und reduzierte  von Donald DJ Johnson Jr, die später in einem entspannten Rhythmus münden. Anschließend übernimmt die Gitarre die Melodie und auf dem Bass lässt es sich herrlich ausruhen. Lange habe ich mich gefragt, ob darin auch eine gewisse Melancholie liegt. Ja, zu 20 Prozent vielleicht, der Rest ist Urlaub. Davon zeugt auch das Vogelgezwitscher am Ende des Tracks. Auf May Ninth hört man das Trio dann auch singen und ich finde es frech, wie gut das alles harmoniert. Ja, wie in lauterer Psychedelik oder im Krautrock spielt die Wiederholung hier auch eine wesentliche Rolle. Aber durch die leise Spielweise wirkt sie eher im Unterbewusstsein, anstatt sich aktiv darin zu verlieren.

Rhythmus ist ein ganz wichtiges Element auf dieser Platte. Er trägt die schönen Gefühle auf behutsamen Takten. Doch auch ganz leise Zwischentöne wie auf Farolim De Felgueiras sind kein Füllmaterial, sondern nur eine andere Ebene der Ruhe. Denn das Thema der Platte ist Nach-Hause-Kommen, sich besinnen, zu den Wurzeln kommen. Und da braucht es auch mal eine Pause. Dann ist auch tanzen möglich, Pon Pón ist genau das richtige Stück dazu und die gehauchten Zeilen elektrisieren nochmal auf ganz andere Weise. Doch die Platte lebt durch die unverschämt Lässigkeit wie zum Beispiel auf Todavía Viva oder Juegos y Nubes. Na klar, vieles hört sich gleich an auf diesem Album. Aber die Platte würde niemals ihre faszinierende Wirkung entfalten, wenn es zu viele verschiedene klangliche Ebenen gäbe. Dann bestünde kaum die Möglichkeit, in die Tiefe des Sounds einzutauchen und diese zuzulassen.

Genau darum geht es auf A La Sala. Zurückbesinnen auf die Wurzeln. Die Band hat ihre eigene Geschichte dazu, mich persönlich entspannt dieses Album aber auf hochgradige Weise. Das, was Bassistin Laura Lee Ochoa, Drummer Donald DJ Johnson Jr und Gitarrist Mark Marko Speer da machen, ist einfach nur genial und ich bin fest davon überzeugt, dass das Album mich noch lange begleiten wird. Wer da noch kifft, ist selber Schuld.

17. Juli - Wien, METAStadt / 7. & 8. November - Berlin, Tempodrom

Montag, 1. April 2024

Mount Kimbie - The Sunset Violent

Foto: TBone Fletcher
(Ms) Wie begegnen wir Musik? Was passiert alles, bevor ein Lied erklingt? Diesbezüglich stellt sich natürlich die Frage, in welchem Setting das passiert. Sitze ich in einem Café und Musik läuft im Hintergrund, beschäftige ich mich gar nicht so sehr damit. Sie geschieht einfach und wenn es gut läuft, beschwingt sie das gemütliche Beisammensein oder sie macht mich positiv oder negativ aufmerksam. Im besten Falle passiert gar nicht so viel, da ich kaum Erwartungen habe, außer, dass sie die Gemütlichkeit fördert und nicht zu laut ist.

Bin ich zu Hause, höre ich viel aufmerksamer. Das mag vollkommen profan klingen, ist es aber nicht. Denn ich mache mir ja durchaus Gedanken darüber, was jetzt gerade passt. Habe ich Bock auf eine bestimmte Platte? Brauche ich gerade Krach oder eher Ruhe? Ist da neue Musik, die ich gern entdecken möchte? Kenne ich die Band oder eben nicht? Was erwarte ich von dem, was mich gleich beschallt? In welche Gemütslage wird mich der Sound wohl versetzen?

Insbesondere die persönliche Beziehung zur Band ist nicht unwichtig. Kenne ich die Band, höre ich anders als wenn sie mir noch nichts sagt. Und genau das passiert bei mir, wenn ich die neue Platte von Mount Kimbie höre. Die Band kenne ich gar nicht, gehe also komplett unbedarft an den Sound heran. Aufmerksam wurde ich durch die Single Fishbrain aus ihrem neuen Album The Sunset Violent, das diesen Freitag (5. April) erscheint. Da war auf der einen Seite die tolle Ästhetik des Videos und auf der Anderen der Klang, der mich sofort abgeholt hat, obwohl er kein großes Spektakel aufweist. Zu hören ist die Gelassenheit von Metronomy, die Raffinesse von The Notwist und eine gewisse Ähnlichkeit der Stimme zu Damon Albarn. Drei Punkte, die mich stark ansprechen! Am Markantesten ist direkt der Gitarrensound, er ist herrlich abgebrüht und eine durchgehende Konstante der Coolness. Da der Klang hier so verlockend ist, sind mir die Texte ein wenig egal - ich bitte an dieser Stelle um Entschuldigung.

Das Londoner Quartett präsentiert neun neue Tracks auf The Sunset Violent, die eine angenehme Spieldauer von 36 Minuten haben. Eine phantastische halbe Stunde, um in einen mitreißenden Klang einzutauchen. Wie gesagt, er ist wenig spektakulär, aber durch einen klar erkennbaren roten Faden kommt die Kraft der Musik hier ganz unterschwellig zur Geltung. Selten habe ich zuletzt eine so klar erkennbare Handschrift und ein Hörerlebnis wie aus einem Guss zu Ohren bekommen.

So geht es direkt mit The Trail los. Mit einem instrumentalen Stück zu starten ist sowohl mutig als auch unsagbar clever. Man wird hier ganz sanft an die Hand genommen durch ein ausgebufftes Wechselspiel von Shoegaze-Gitarre, feinen Synthie-Klängen und Ahh-Gesang. Was das Hören auch so angenehm macht, ist dass sich hier Dominic Marker und Kai Campos am Gesang abwechseln beziehungsweise ergänzen. So hat es den Anschein, in einen Dialog eingesogen zu werden, wenn Dumb Guitar erklingt. Es wechseln sich so viele klangliche Elemente ab, das ist irre und keineswegs überfordernd oder durcheinander, da das einfach richtig gut gemacht ist. Hier eine etwas schrammeligere Gitarre, dann ein paar Synthies, dann angenehm tiefer Gesang, dann catchy Bass - Wow! Das macht richtig viel Spaß!

Dieser anfängliche Klang der Platte zieht sich durch jedes einzelne Stück. Es ist fast egal, wie sie heißen und auf welchem King Krule als Gast dabei ist. Viel wichtiger ist, dass die Band es schafft einen unglaublich runden Sound zu erschaffen, der es ganz leicht macht, darin zu versinken. Das macht gute Musik aus, das ist ein ganz wichtiger Faktor. Wenn es durch Klang gelingt, die Augen zu schließen und ganz weit weg zu schwimmen, sich ganz geborgen tragen zu lassen, dann ist ein Zustand erreicht, den ich persönlich sehr erstrebenswert finde und dem ich ein hohes künstlerisches Potential zurechne. All das schaffen Mount Kimbie auf diesem Album. Das ist faszinierend!

Live könnte das herausragend werden. Sie spielen am 28. April im Huxleys in Berlin.